Energiepolitik : EU raubt Staubsaugern die Saugkraft

Energiepolitik : EU raubt Staubsaugern die Saugkraft

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EU raubt Staubsaugern die Saugkraft

Erst die Glühbirne, jetzt der Staubsauger: Neue Regeln der EU verbieten Geräte mit mehr als 1600 Watt. Später soll die Leistung sogar auf 75 Prozent Saugkraft sinken. Die Hersteller sind sauer.

Erst die Glühbirne, jetzt der Staubsauger: Neue Regeln der EU verbieten Geräte mit mehr als 1600 Watt. Später soll die Leistung sogar auf 75 Prozent Saugkraft sinken. Die Hersteller sind sauer. Von Birger Nicolai

Im Herbst 2009 verbot die EU die 100-Watt-Glühbirne. Es gab es einen Ansturm auf die letzten hellen Lampen. Nun ist es wieder so weit: Ab September 2014 dürfen keine starken Staubsauger mehr verkauft werden. Geräte mit mehr als 1600 Watt Leistung sind dann verboten.

Ob es erneut zu einem Käuferansturm kommen wird, darüber sind sich Hersteller und Händler nicht einig. Drei Jahre später verschwinden auch diese Haushaltsgeräte aus den Läden: Ab 2017 gilt die Grenze von nur noch 900 Watt. Marktführer Miele nennt diese Entwicklung eine "Herausforderung".

"Der zweite Schritt ist für uns schon eine Herausforderung, das wird nicht einfach werden", sagte eine Sprecherin von Miele der "Welt". Gemeint ist die Grenze von 900 Watt. Miele hat drei Viertel des Staubsaugersortiments auf jene maximalen 1600 Watt, die ab diesem September gelten, umgerüstet.

Beim letzten Viertel steht die Veränderung noch an. Das Gütersloher Familienunternehmen ist Marktführer in Deutschland, zwei Drittel der Staubsauger fertigt der Konzern in seiner Fabrik am Firmensitz.

Langer Weg zur Einigung

Zwölf Jahre dauerte es, bis sich die EU-Kommission mit den europäischen Haushaltsgeräteherstellern und ihren Verbänden auf neue Regeln für Staubsauger geeinigt hat. Für die Kunden soll sich immerhin eines verbessern: Sie können beim Staubsaugen in Zukunft rund die Hälfte an Energie sparen. Angeblich soll die Hausarbeit mit den schwächeren Geräten nicht mühsamer werden.

Der Markt ist bedeutend: 4,6 Millionen Staubsauger kauften die Deutschen vergangenes Jahr, fast alles Bodenstaubsauger, nur 300.000 Handstaubsauger waren darunter. Im Durchschnitt alle sieben bis acht Jahre tauschen die Kunden ihr Gerät aus. Statistiker haben errechnet, dass jeder Deutsche durchschnittlich eine Stunde im Monat Staub saugt.

Werner Scholz hat in den vergangenen zwölf Jahren Dutzende Sitzungen mit EU-Beamten mitgemacht. Als Geschäftsführer beim Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie war er der Verhandlungspartner der Gerätehersteller. "Besonders schwierig waren die Messverfahren. Es gab nichts, wir mussten sie erst entwickeln", erinnert sich Scholz an die Probleme.

Die Beteiligten mussten sich auf einen Normteppich verständigen. Sie mussten Normstaub definieren und heranschaffen, damit die Messungen vergleichbar waren. "Als der Hersteller des Normteppichs pleiteging, mussten wir mit der Suche von vorne beginnen", berichtet Scholz.

Mühsame Messverfahren

Schließlich wollte die EU nicht nur die Wattleistung, sondern auch Geräusche und Saugleistung bestimmen. Eine Eingrenzung gab es immerhin: Von Anfang an war klar, dass all dies nur Haushaltsgeräte betreffen sollte Staubsauger für die Industrie bleiben bislang außen vor.

Herausgekommen ist nun dies: Staubsauger dürfen ab Herbst 2014 nur noch jene "Nennleistungsaufnahme" von 1600 Watt haben. Hochgerechnet auf das Jahr, soll der Energieverbrauch je Gerät nicht mehr als 62 Kilowattstunden betragen.

Drei Jahre später wird es deutlich schärfer: Ab 2017 sind 900 Watt die Höchstgrenze, hinzu kommt eine Lärmgrenze von maximal 80 Dezibel. Der jährliche Stromverbrauch soll dann auf 43 Kilowattstunden sinken. Auch die Saugkraft ist festgelegt: Geräte der neuen Generation ab 2017 sollen auf Hartböden über 98 Prozent verfügen, auf weichem Untergrund über 75 Prozent.

Damit ist aber noch nicht Schluss: Der Motor soll mindestens 500 Arbeitsstunden halten. All dies soll auf einem Energielabel leicht zu erkennen sein.

Neue Geräte angeblich nicht teurer

Einige große Hersteller reagieren gelassen. "Wir werden das umsetzen, und wir sehen darin auch keine Probleme", sagte Philips-Manager Sebastian Lindemann. Der niederländische Konzern hat jedoch erst zwei Geräte im Angebot, die die Kriterien ab 2017 erfüllen. Nach seiner Aussage werden die neuen Staubsauger nicht teurer sein als die bislang üblichen zumindest die erste Generation ab diesem September.

Die Umrüstung der Staubsauger ist nach Darstellung von Technikern kein Hexenwerk, zumindest nicht für die erste Anforderung. Verbesserungen an der Düse der Geräte können die benötigte Kraft angeblich deutlich verringern.

Zudem ist es entscheidend, wie der Luftweg im Gerät verläuft: Bei den gängigen Haushaltsgeräten wird die Saugluft durch die sogenannte Staubkammer geleitet. Wird ein zusätzlicher Luftkanal eingebaut und genutzt, spart das nach Aussage der Techniker erheblich an Kraftaufwand.

Doch längst nicht alle Beteiligten sind einverstanden: Der britische Hersteller Dyson klagt gegen die EU-Kommission und will eine Veränderung der Richtlinie erwirken. Dyson fühlt sich mit seinen Geräten, die ohne Staubbeutel auskommen, benachteiligt.

Vielleicht sollten sich die Briten auf ein neues Feld begeben: Roboterstaubsauger. Diese Geräte fallen nämlich nicht unter die EU-Richtlinie.

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Posted by admin, Published at 8:41 PM and have 0 comments

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